Pressemitteilung

302/2023/42/A
Fürth, den 8. November 2023

Aktuelle Daten zeigen: Pendeln fester Bestandteil des Alltags vieler Menschen in Bayern

Neueste Ergebnisse der Pendlerrechnung sind ab sofort in Pendleratlas und Regionaldatenbank online verfügbar; Sie zeigen das Pendelaufkommen 2021 und 2022 bis auf Gemeindeebene

Mit dem Pendleratlas und der Regionaldatenbank lassen sich ab sofort bundesweite Pendlerströme mit neuem Datenstand abrufen. Es zeigt sich: München ist 2022 wie bereits im Vorjahr Spitzenreiter in Deutschland hinsichtlich der Anzahl an Einpendlern. So legte München bei den Einpendlern im Jahr 2022 um 2,2 % im Vergleich zum Vorjahr zu und blieb damit Pendlerhauptstadt Deutschlands. Die Pendelachse Nürnberg–Fürth lag deutschlandweit weiterhin an zweiter Stelle nach Berlin–Potsdam. Bei den Einpendlern mit Erstwohnsitz in angrenzenden Nachbarländern gab es im Vergleich zum Jahr 2021 eine Zunahme von 6,6 % Einpendlern aus dem Nachbarland Tschechien.

Fürth. Die Pendlerrechnung der Statistischen Ämter der Länder erweitern das bisherige Datenangebot der amtlichen Statistik. „Die amtlichen statistischen Daten zeigen die Entwicklung bei den Pendlerströmen und unterstützen die Kommunen bei ihren Verkehrs- und Regionalplanungen,“ sagt Dr. Thomas Gößl, Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik.

So stehen Pendlerrechnung und Pendleratlas allen Interessierten ab 8. November 2023 online und kostenlos zur Verfügung unter:

https://pendleratlas.statistikportal.de

Letztes Jahr veröffentlichten die Statistischen Ämter der Länder die deutschlandweiten Daten zu Pendlerströmen und -verflechtungen bis auf Gemeindeebene zum ersten Mal. Damit reagierten sie auf den steigenden Bedarf an belastbaren Daten zu Pendlerströmen in tiefer regionaler Gliederung. Mithilfe der neuen Daten des Berichtsjahres 2022 werden nun auch Veränderungen der Pendlerströme im zeitlichen Verlauf sichtbar.

Neben klassischen Kennzahlen wie den Ein- und Auspendlern, Pendelquoten oder dem Pendelsaldo sind vor allem Pendelverflechtungen zwischen einzelnen Städten und Gemeinden bzw. Gemeindeverbänden online abrufbar. Ausführlichere Tabellen sind in der Regionaldatenbank zu finden unter: 

https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/statistic/19321

Pendlermagnet München

Wie das Fachteam des Bayerischen Landesamts für Statistik weiter mitteilt, blieb München auch im Jahr 2022 mit über einer halben Millionen Einpendlern (514 601) die Stadt in Deutschland, die die meisten Einpendler anzog. Damit lag sie noch vor Frankfurt am Main mit 455 045 und Berlin mit 454 353 Einpendlern. Allerdings legte Berlin im Vergleich zum Vorjahr mit 6,9 % deutlich stärker zu als München und Frankfurt mit jeweils 2,2 % Zuwachs an Einpendlern.

Viele Einzelströme nach München

Die meisten Menschen, die im Jahr 2022 nach München einpendelten, wohnten in Augsburg (12 132 Personen). Die zehn am stärksten besetzten Einpendelströme in die bayerische Landeshauptstadt machten prozentual nur 16 Prozent (82 528 Personen) aus. Alle Einpendler Münchens zusammen kamen aus 6 049 unterschiedlichen
Gemeinden. Aus fast jeder der 2 056 Gemeinden Bayerns pendelte mindestens eine Person nach München.

Die mittelfränkische Metropole Nürnberg weist insgesamt 195 367 Einpendler auf. Über ein Drittel (35,2 %) dieser Einpendler stammten aus den zehn am stärksten
besetzten Einpendelströmen.

Zunehmend Fernpendler zwischen München und Berlin

Im Jahr 2022 pendelten 11 735 Personen von Berlin nach München, in die umgekehrte Richtung waren es 7 209 Personen. Damit machte Berlin die zweitgrößte Gruppe der nach München Einpendelnden und die drittgrößte Gruppe der aus München Auspendelnden aus. Zwischen den beiden Städten, die etwa 500 km Luftlinie voneinander entfernt sind, pendelten im Jahr 2022 insgesamt 18 944 Personen, das sind gut 3 000 Pendler oder 18,9 % mehr als im Jahr 2021.

Zu beachten ist dabei, dass in der Pendlerrechnung nicht täglich zurückgelegte Wege erfasst werden, sondern der registrierte Erstwohnsitz und der Arbeitsort. Gerade bei Fernpendlern ist davon auszugehen, dass die Strecke zwischen Wohn- und Arbeitsort unter anderem aufgrund von multilokalem Wohnen (Erst- und Zweitwohnsitz), verteilten Unternehmenssitzen (Hauptsitz, Zweigstellen) oder auch Arbeitsmodellen wie mobilem Arbeiten oder Homeoffice nicht täglich zurückgelegt wird.

Zweitstärkste Pendelachse weiterhin zwischen Nürnberg und Fürth

Pendelachsen stellen die Summe der Pendler zwischen zwei Städten unabhängig von der Richtung, in die sie pendeln, dar. Sie dienen dazu das Pendelvolumen zwischen zwei Städten zu bestimmen. Die zahlenstärksten Pendelachsen finden sich zwischen nah beieinandergelegenen großen Städten. Nach Berlin und Potsdam sind zwischen den bayerischen Städten Nürnberg und Fürth deutschlandweit die meisten Pendler zu verzeichnen. Dort pendelten 41 831 Personen im Jahr 2022 und damit noch einmal 548 mehr als im Jahr 2021.

Mehr Einpendler aus Tschechien

Bei den Einpendlern mit Erstwohnsitz in angrenzenden Nachbarländern gab es im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von 1 601 Personen aus Tschechien, während die Zahl der Einpendler aus Österreich um 491 Personen zurückging und die Zahl der Einpendler aus der Schweiz gleichblieb.

Große Veränderungen bei kleinen Gemeinden

Gerade in kleineren Gemeinden wirken sich Veränderungen im regionalen Angebot von Arbeitsplätzen von einem Jahr auf das andere deutlich aus. Den stärksten prozentualen Zuwachs an Einpendlern im Vergleich zum Jahr 2021 gab es in der Gemeinde Gattendorf im Landkreis Hof. Dort führte die Eröffnung eines Logistikcenters zu einer Zunahme der Einpendler von 281 um das Sechsfache auf insgesamt 1 754 Personen.

Auch die Passionsfestspiele des Jahres 2022 in Oberammergau schlagen sich deutlich in den Pendlerzahlen nieder. Als erwachsene Darsteller der alle zehn Jahre von Mai bis Oktober stattfindenden Aufführungen der Passionsgeschichte treten nur Personen auf, die seit Geburt oder mindestens 20 Jahren in Oberammergau wohnen. Daher kam es im Jahr 2022 zu einem Anstieg der innerörtlichen Pendler mit Wohn- und Arbeitsort Oberammergau um 802 Personen von 1 326 auf 2 128. Dazu kamen noch zusätzliche 122 Einpendler, während die Zahl der Auspendler um 136 abnahm.

Zur Methode

Die vorliegenden Daten ergeben sich aus der im Jahr 2022 zum ersten Mal veröffentlichten und nun um das Jahr 2022 erweiterten Pendlerrechnung der Statistischen Ämter der Länder, die tief regionalisierte Ergebnisse zu potenziellen Pendlern für alle Gemeinden[1] Deutschlands bereitstellt. Die Ein-, Aus- und
Innerörtlichen-Pendler werden anhand ihres Arbeits- und Wohnorts bestimmt. Die Wege zwischen registriertem Arbeits- und Wohnort werden unter anderem aufgrund von multilokalem Wohnen (Erst- und Zweitwohnsitz) oder auch aufgrund verschiedener Arbeitsmodelle, wie mobilem Arbeiten beziehungsweise Homeoffice, nicht von allen Personen tatsächlich beziehungsweise täglich zurückgelegt. Es handelt sich daher genauer gesagt um potenzielle Pendlerinnen und Pendler.

Neu an der Pendlerrechnung und dem Pendleratlas der Statistischen Ämter der Länder ist, dass sie nicht nur wie bisher die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, sondern auch Beamte, Selbstständige und mithelfende Familienangehörige sowie ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte umfassen. Die Pendlerrechnung erweitert somit die bisherige Datengrundlage zu Pendlern und liefert wichtige Informationen für die Kommunal-, Regional- und Landesplanung.

Hinweis:

1 Für Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Thüringen liegen Ergebnisse für Gemeindeverbände vor.

Alle deutschlandweiten regionalen Ergebnisse stehen zum Download in der Regionaldatenbank Deutschland (https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/statistic/19321) und zukünftig in der GENESIS-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamts für Statistik (Statistik: 19321) zur Verfügung. Ausführliche Informationen zur Methodik sind im Statistikportal verfügbar (https://www.statistikportal.de/de/veroeffentlichungen/pendlerrechnung).