Geschichte des Landesamts für Statistik

Die amtliche Statistik in Bayern entstand im Zuge der tiefgreifenden Reformen durch Graf Montgelas (1759 - 1838). 1808 wurden das Statistisch-topographische Bureau im Außenministerium und zum gleichen Zeitpunkt eine Polizei-Sektion im Innenministerium gegründet, die sich ebenfalls mit der amtlichen Statistik befasste. Montgelas stand beiden Ministerien vor, dem Außenministerium von 1799 bis 1817, dem Innenministerium von 1806 bis 1817 und zusätzlich von 1809 bis 1817 auch dem Finanzministerium.

Schon bald nach Inkrafttreten der bayerischen Konstitution von 1808, in welcher die Reformen Montgelas‘ kodifiziert wurden, erging eine Verordnung an die General-Kreis-Kommissariate, eine Generalerfassung des Staatsgebietes auf allen Ebenen durchzuführen. Als Beilage waren Tabellenköpfe mit den genauen Erhebungsmerkmalen angefügt. Diese waren u.a.: Orte, Gebäude, Volkszahl (differenziert nach Geschlecht, Religion, Familienzahl, Kinderzahl), Geburten, Hochzeiten, Sterbefälle (differenziert nach Alter, Geschlecht und Todesursache), Mineralprodukte, Ernte, Viehbestand, Manufakturen und Fabriken, Zahl der Künstler, Handwerker, Kaufleute, Handel, Ein- und Auswanderungen, Verhaftungen, Gefängnisse, Krankenhäuser, Armenhäuser (jeweils mit Insassen), Gemeindefinanzen. Für diese umfangreichen Berichte, für die sich bald der Begriff „Montgelaszählung“ einbürgerte, gab es jedoch keinen Stichtag oder Berichtszeitraum. Die Generalerfassung sollte jährlich erfolgen, um den neuen Fachministerien möglichst genaue Daten über ihre Bereiche zu liefern. Zu einer zentralen Auswertung der umfangreichen Berichte kam es jedoch nur in den Verwaltungsjahren 1809/10 und 1811/12. Für die nach 1812 hinzugekommenen neuen Territorien wurden Nacherhebungen durchgeführt und ausgewertet, im Raum Aschaffenburg für die Jahre 1814/15 und im Raum Würzburg für 1816/17.

Amtliche Statistik zwischen Diktatur und Demokratie

Für die amtliche Statistik gelten die Grundsätze der Neutralität, Objektivität und fachlichen Unabhängigkeit; das Europarecht fügt noch die statistische Geheimhaltung hinzu. Diese Grundregeln stellen hohe Anforderungen. In der Sache gehören sie zum Corpus der normativen Antworten auf die NS-Diktatur. Umso wichtiger ist es, sich mit den Gefährdungen, aber auch den Verstrickungen der amtlichen Statistik in der NS-Zeit zu beschäftigen und zu analysieren, wie der Übergang in die Demokratie in Bayern und in der Bundesrepublik gelang.

2020 wurde das Institut für Zeitgeschichte beauftragt, die Transformation des Statistischen Landesamtes vom Datenlieferanten des NS-Regimes in eine in den demokratischen Rechtsstaat eingebundene, moderne Fachbehörde zu untersuchen. Das Projekt „Demokratische Kultur und NS-Vergangenheit. Politik, Personal, Prägungen in Bayern 1945-1975“ gibt den Rahmen. Der am Institut für Zeitgeschichte angesiedelte Forschungsverbund untersucht den Aufbau demokratischer Strukturen und Prozesse in Bayern seit dem Sommer 1945 und den Umgang bayerischer Ministerien und Behörden mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit. Grundlage ist ein Beschluss des Bayerischen Landtags aus dem Jahr 2013.

Cover des Buchs

Ergebnis ist die Studie „Haus der Zahlen. Die bayerische Landesstatistik zwischen Diktatur und Demokratie“ von PD Dr. Jürgen Kilian.


Präsidenten im Zeitverlauf

Prof. Dr. Friedrich Zahn (1907-1939)

Prof. Dr. Friedrich Burgdörfer (1939–1945)

Dr. Karl Wagner (1946–1959)


Das Wirken von Präsident Dr. Wagner

Umzug in die Neuhauser Straße

ifo Institut für Wirtschaftsforschung

Volkszählung


Zensus und Vertrauen in Anonymität der amtlichen Statistik

Volkszählung 1933

Volkszählung 1939

Zensus 1950


Zeittafel wichtiger Daten seit Gündung des Landesamts

21. Jahrhundert

20. Jahrhundert

19. Jahrhundert

18. Jahrhundert