Laufende Wirtschaftsrechnungen (LWR)

Was sind die Laufenden Wirtschaftsrechnungen?

Die Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR) sind eine amtliche Statistik über die Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte in Deutschland. Gemeinsam mit der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) bilden die LWR das System der Wirtschaftsrechnungen privater Haushalte. Die EVS findet alle fünf Jahre statt und erfasst die Einkommens- und Ausgabestruktur sowie die Wohn- und Vermögensverhältnisse von 0,2 % der deutschen Bevölkerung. In den Zwischenjahren erfolgt die Durchführung der LWR in einem kleineren Rahmen.

Gesetzliche Grundlage für beide Erhebungen ist das Gesetz über die Statistik der Wirtschaftsrechnungen privater Haushalte (PrHaushStatG) vom 11. Januar 1961 (BGBl III Gliederungs-Nr. 708-6), zuletzt geändert durch Art. 2 der Verordnung vom 26. März 1991 (BGBl I S. 846) in Verbindung mit dem Bundesstatistikgesetz (BStatG).

Wer wird befragt?

Die Laufenden Wirtschaftsrechnungen basieren auf einer jährlichen, freiwilligen Befragung, die in einer Unterstichprobe der jeweils letzten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) durchgeführt wird. Die Stichprobe ist so konzipiert, dass sie einen möglichst guten Querschnitt durch alle sozialen Schichten darstellt. Aus methodischen Gründen werden Selbstständige und Personen mit einem Monatseinkommen von über 18.000 Euro jedoch nicht erfasst. Ebenso aus der Erhebung ausgeschlossen sind Personen in Gemeinschaftsunterkünften und ohne festen Wohnsitz.

Insgesamt nehmen deutschlandweit jährlich ca. 8000 Haushalte an der Befragung teil. In Bayern sind es rund 1200 Haushalte. Teilnehmende Haushalte erhalten eine Aufwandsentschädigung von 100 Euro. Haushalte, die das elektronische Haushaltsbuch führen, erhalten einen Online-Zuschlag, wodurch sich der Betrag auf 107 Euro erhöht (siehe Abschnitt „Was wird erhoben?“). 

Was wird erhoben?

Die LWR bestehen aus drei Erhebungsteilen, den „Allgemeinen Angaben“, dem „Haushaltsbuch“ und den „Täglichen Ausgaben“. In den Allgemeinen Angaben werden die sozioökonomischen und demographischen Grunddaten der Haushalte erfasst. Dazu zählen zum Beispiel das Alter der Haushaltsmitglieder, ihr Bildungsstand oder auch ihre berufliche Situation. Zusätzlich wird die Wohnsituation erfragt und die Ausstattung der Haushalte mit langlebigen Gebrauchsgütern. Unter langlebigen Gebrauchsgütern versteht man beispielsweise Kraftfahrzeuge, Fernseher, Waschmaschinen oder auch Mobiltelefone. Im Haushaltsbuch dokumentieren Haushalte ihre regelmäßigen Einkünfte und Ausgaben (z.B. Arbeitseinkommen, Rente, Miete, Kreditraten) über einen Zeitraum von drei Monaten. Der letzte Erhebungsteil gilt der Feinaufzeichnung der täglichen Ausgaben von Haushalten, z.B. für Lebensmittel, Getränke, Kleidung und Hygieneartikel.

Die Befragung kann sowohl online erfolgen als auch schriftlich mithilfe klassischer Papierfragebögen. Die Erfassung der Allgemeinen Angaben erfolgt einmalig, in der Regel am Anfang des Erhebungsjahres. Um saisonale Verzerrungen zu vermeiden, werden die befragten Haushalte zur Erfassung ihrer Einnahmen und Ausgaben gleichmäßig über 4 Erhebungsquartale im Jahr verteilt.

Welchem Zweck dient die Befragung?

Die Laufenden Wirtschaftsrechnungen helfen dabei, die finanzielle Situation privater Haushalte und ihre Ausgabestruktur besser zu verstehen. Derartige Informationen sind eine wichtige Grundlage für eine evidenzbasierte Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Daten fließen in die Wägungsschemata der Verbraucherpreisindizes ein und dienen somit der Messung der Inflation in Deutschland. Im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung werden sie zur Errechnung von Kaufkraftparitäten genutzt. Unternehmen erhalten durch die privaten Wirtschaftsrechnungen einen Eindruck über die Nachfrage nach verschiedenen Arten von Produkten.

Was geschieht mit den persönlichen Daten der Befragten?

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der amtlichen Statistik sind zur Einhaltung der Datenschutzgesetze und zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die persönlichen Angaben der Befragten, wie etwa ihr Name, die Adresse und Telefonnummer werden daher streng vertraulich behandelt und fließen nicht in die endgültige Statistik ein. Zwar werden die Kontaktdaten für die Durchführung der Erhebung benötigt, diese Hilfsmerkmale werden aber getrennt von den eigentlichen Erhebungsergebnissen aufbewahrt. Die Angaben, die die Befragten über ihre Wohn- und Einkommenssituation und ihr Ausgabeverhalten machen, werden im Nachgang der Erhebung anonymisiert, so dass vom endgültigen Datensatz keine Rückschlüsse mehr auf Einzelpersonen möglich sind.

Veröffentlicht werden lediglich zusammengefasste Ergebnisse, die die Einkommensstruktur der Bevölkerung wiederspiegeln. Daten über einzelne Haushalte werden nicht veröffentlicht. Auf Anfrage können Forschungseinrichtungen Datensätze erhalten, allerdings werden diese für wissenschaftliche Zwecke genutzten Daten einer weiteren Phase der Anonymisierung unterzogen. Zum Beispiel werden Kategorien von Variablen zusammengefasst und vergröbert, damit auch durch die Betrachtung von Merkmalskombinationen keine Einzelfälle identifizierbar sind.