Pressemitteilung

79/2021/41/A
Fürth, den 29. März 2021

Corona: Sterbefallzahlen für Bayern in der ersten und der zweiten Welle deutlich erhöht – Im Dezember 2020 landesweit über 35 Prozent mehr Verstorbene als im Schnitt der Vorjahre

Aktuelle Ergebnisse der Sterbefallstatistik wurden auf einer Pressekonferenz vorgestellt

Im Jahr 2020 und im Januar 2021 registrierte das Bayerische Landesamt für Statistik in der Corona-Pandemie deutlich erhöhte Sterbefallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren. Eine monatsgenaue Auswertung der vorläufigen Daten bis November 2020 und der Rohdaten ab Dezember 2020 zeigt, dass die erhöhten Sterbefallzahlen dem Verlauf der Pandemie folgten. So lag beispielsweise im April 2020 die Zahl der Sterbefälle in den regionalen Hotspots um mehr als 50 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. In der zweiten Welle wurden bayernweit von November 2020 bis Januar 2021 erhöhte Sterbefallzahlen festgestellt. Im Februar 2021 sank die Zahl der Sterbefälle und liegt nach den Rohdaten derzeit unter dem Durchschnitt der Vorjahre, wie das Landesamt heute auf einer Pressekonferenz in Fürth mitteilte.

Das Bayerische Landesamt für Statistik registrierte für einige Monate des Jahres 2020 für den Freistaat als Ganzes, insbesondere jedoch regional differenziert, deutlich erhöhte Sterbefallzahlen. Die Sterbefallzahlen folgten dabei dem Corona-Infektionsgeschehen der ersten und zweiten Welle. Eine durch das Landesamt erstellte Sonderauswertung der Sterbefallzahlen für das Jahr 2020 sowie die ersten Monate 2021 wurde heute bei einer Pressekonferenz in Fürth durch Herrn Staatsminister Joachim Herrmann und den Präsidenten des Bayerischen Landesamts für Statistik, Herrn Dr. Thomas Gößl, vorgestellt.

In Relation zum Durchschnitt der Vorjahre (2016 bis 2019) ist über die ersten zehn Monate des Jahres 2020 hinweg im Freistaat insgesamt keine deutlich erhöhte Sterblichkeit festzustellen. Bereits für das Frühjahr 2020 lassen sich jedoch für einzelne Kalenderwochen und insbesondere auf regionaler Ebene teilweise signifikant erhöhte Sterbefallzahlen nachweisen. So lag beispielsweise in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein, Wunsiedel, Tirschenreuth, Rottal-Inn, Amberg-Sulzbach und Neustadt an der der Waldnaab die Zunahme der Sterbefälle im April 2020 jeweils bei über 50 Prozent (Tirschenreuth +135 %, Rosenheim +86 %, Wunsiedel +61 %, Neustadt an der Waldnaab +61 %, Amberg-Sulzbach +59 %, Traunstein +57 %, Rottal-Inn +55 %). Auch auf Landesebene lagen die Sterbefallzahlen im April 2020 mehr als 21 Prozent über dem Niveau der vier Vorjahre.

Mit Beginn der sogenannten zweiten Welle stiegen ab November 2020 auch für Bayern insgesamt die Sterbefallzahlen deutlich an. Die Anzahl der Sterbefälle lag im November 2020 knapp zwölf Prozent über dem Durchschnittswert der Jahre 2016 bis 2019. Im Dezember 2020 betrug die Abweichung gegenüber den Vorjahren sogar über 35 Prozent.

„Unsere Sonderauswertung erfolgte bis einschließlich November 2020 auf Basis im Landesamt für Statistik plausibilisierter Daten, die bis zum Jahresabschluss allerdings noch vorläufig sind. Für Dezember 2020 und die Monate Januar und Februar 2021 haben wir die Rohdaten, die wir digital von den Standesämtern erhalten, verwandt. Der Dateneingang ist zwar noch nicht ganz vollständig, die Zahlen sind aber dennoch bereits aussagekräftig und von hoher statistischer Validität, auch wenn noch Nachmeldungen zu erwarten sind“, erläuterte Präsident Dr. Thomas Gößl die Methodik der vorgenommenen Sonderauswertung.

Bislang wurden für Januar 2021 15 326 Verstorbene registriert, für Februar 11 312. Im Vergleich bedeutet dies für Januar eine Zunahme um 2 902 Todesfälle gegenüber 2020 bzw. eine Erhöhung um gut ein Fünftel gegenüber dem Schnitt der Jahre 2016 bis 2019. Auf regionaler Ebene hatten im Januar 2021 zehn kreisfreie Städte bzw. Landkreise Sterbefallzahlen zu verzeichnen, die mehr als 50 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 lagen, für fünf Kreise bzw. kreisfreie Städte wurde sogar eine Zunahme von über 75 Prozent registriert (Lk Bayreuth +83 %, Stadt Weiden +83 %, Lk Regen +82 %, Stadt Coburg +82 %, Lk Roth +76 %). Die für den Februar 2021 ermittelte Sterbefallzahl liegt dagegen um 4,5 Prozent unter dem Durchschnitt der Vorjahre.

Eine Differenzierung nach Altersgruppen zeigt, dass der Anstieg der Sterbefallzahlen in der Coronakrise insbesondere bei Personen ab 60 Jahren stattgefunden hat. Im April 2020 starben 4 090 Personen im Alter zwischen 60 und 79 Jahren, fast 14 Prozent mehr als im Schnitt der Jahre 2016 bis 2019. Im Dezember 2020 lag die Abweichung in dieser Altersgruppe sogar bei mehr als 20 Prozent.

Noch deutlicher tritt die Erhöhung der Sterbefallzahlen bei den 80-jährigen und Älteren hervor. In dieser Altersgruppe verstarben im vergangenen April 7 982 Personen, ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber dem Schnitt der vorangegangenen Jahre. Im November 2020 wurden in dieser Altersgruppe 7 583 Todesfälle registriert, im Dezember 10 346. Beide Werte lagen erheblich über denen der Jahre 2016 bis 2019 (Durchschnitt November 2016-2019: 6 364; Durchschnitt Dezember 2016-2019: 6 981). Für den Dezember 2020 bedeutet dies einen Anstieg um über 48 Prozent. Auch im Januar 2021 übersteigen die bislang registrierten Sterbefälle von Personen im Alter ab 80 Jahren den Vergleichswert aus den vorangegangenen Jahren deutlich: Die bislang 9 784 Todesfälle entsprechen einer Zunahme um fast ein Drittel.
 

Ausführliche Ergebnisse enthält die Sonderauswertung zu den „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Sterblichkeit in Bayern“. Weitere Informationen zum Bezug von Druckausgaben erhalten Sie beim Vertrieb per E-Mail (vertrieb@statistik.bayern.de), Telefon (0911 98208-6311) oder Fax (0911 98208-6638).